Bergrettung im Großarltal
Jeder kennt die Bergrettung und jeder weiß, dass sie Unglaubliches leistet, aber weißt du zum Beispiel auch wie man ein Bergretter wird, wie lange die Ausbildung dauert und wie ein Einsatz des Bergrettungsteams abläuft?
All dieses Fragen haben wir uns auch gestellt und darum gleich direkt bei den Profis von der Bergrettung im Großarltal nachgefragt. Hier haben wir unsere Interviews mit den beiden Ortsstellenleitern von Großarl und Hüttschlag für euch zusammengefasst.
Daten über die Bergrettung im Großarltal
Die Bergrettung im Großarltal setzt sich aus den beiden Ortsstellen Großarl und Hüttschlag zusammen. Hier ein paar Daten zu den beiden Bergrettungs-Mannschaften:
Bergrettung Großarl
- Ortstellenleiter: Hannes Saugspier
- Mitglieder: 42 aktive Mitglieder
Bergrettung Hüttschlag
- Ortstellenleiter: Markus Rettenwender
- Mitglieder: 46 aktive Mitglieder
Beide Ortsstellenleiter vom Großarltal sind zugleich auch Einsatzleiter. Was sind eigentlich die Aufgaben eines Ortsstellenleiters & Einsatzleiters?
Aufgaben Ortsstellenleiter:
- Führung der Ortsstelle
- die Mannschaft koordinieren
- administrative Aufgaben
- repräsentative Aufgaben
- Ortsstelle bei allen Belangen nach außen vertreten
Aufgaben Einsatzleiter:
- Annahme von Einsätzen
- Alarmierung der Mannschaft
- Der Einsatzleiter ist für die Abwicklung des gesamten Einsatzes unter größtmöglichen Eigenschutz der Einsatzkräfte verantwortlich.
Seit wann seid ihr bei der Bergrettung & was waren eure Gründe dem Verein beizutreten?
Hannes Saugspier: Seit 2007 bin ich bei der Bergrettung. Der Gedanke den verunfallten Menschen im alpinen Gelände helfen zu können und diese Fähigkeiten (falls nötig) auch im Privatleben einzusetzen, das waren meine Gründe Bergretter zu werden.
Markus Rettenwender: Seit 2011 bin ich bei der Bergrettung und seit 2019 leite ich die Ortsstelle in Hüttschlag. Meine Gründe zum Beitritt waren: anderen Leuten in der Bergnot zu helfen, die Ausbildung bei den Kursen, der Wunsch den anderen zu helfen und das freiwillige und ehrenamtliche Tun bei der Bergrettung.
Gut zu wissen
Wie bereitet sich die Bergrettung auf den Ernstfall vor?
Die Bergrettung bereitet sich mit realistischen Übungen auf ihre Einsätze vor. Sie setzten hauptsächlich „Figuranten“ ein, die die verletzten Personen darstellen sollen. Die Mannschaft der Bergrettung hat meist 1-2 Übungen/Schulungen pro Monat. Einmal im Jahr gibt es eine große Sommer- und Winterübung und zusätzlich eine Bezirksübung.
Für die Funktionäre oder diejenigen, die in Ausbildung sind, gibt es noch weitere Kurse über die Landesleitung wie zum Beispiel:
- Alpinausbildung
- Funkausbildung
- psychologische Ausbildung
- Ausbildungen zum Einsatzleiter
- Ausbildungen zum Ausbildungsleiter
Wie läuft ein Bergrettungseinsatz grundsätzlich ab?
1. Egal ob du die 144, 112 oder 140 im Großarltal wählst, du gelangts zur Leitstelle des Roten Kreuzes in Zell am See, sie koordiniert die Einsätze bei uns im Pongau, im Pinzgau und Lungau. Dort schilderst du den Unfall (Wer, Wann, Was, Wie & Wo).
Wenn direkt der Alpin-Notruf 140 gewählt wird, wissen die Zuständigen in der Leitstelle sofort, dass es sich um einen Alpinnotruf handelt und können daher gleich handeln.
2. Nach dem Anruf informiert die Leitstelle die zuständige Ortsstelle. Jede Ortsstelle hat mehrere Einsatzleiter. Sie werden alle per SMS alarmiert und der Einsatzleiter, der diesen Einsatz leitet, alarmiert in weitere Folge die gesamte Mannschaft der Bergrettung.
Der Einsatzleiter verständigt auch:
- Hubschrauber
- Polizei
- Feuerwehr
- & wenn notwendig die Behörde (BH und Gemeinde)
3. Die Mannschaft rückt zum Treffpunkt an und packt die notwendige Ausrüstung für den Einsatz. Soweit es möglich ist fährt die Bergrettung mit dem PKW, wenn das nicht geht, fliegen die Bergretter mit dem Hubschrauber zum Einsatzort (gerade im Winter oder bei Flugwetter).
Der Großteil der Kameraden ist berufstätig und verlassen (wenn möglich) ihren Arbeitsplatz, um beim Einsatz zu helfen.
Hast du gewusst, dass alle Bergretter bei uns ehrenamtlich agieren? In der Geschäftsstelle der Bergrettung gibt es nur wenige Stellen in der Administration und Verwaltung, die auch hauptberuflich ausgeübt werden können. Du kannst zum Beispiel deinen Staatsdienst als Zivildiener in einer Geschäftsstelle der Bergrettung leisten.
4. Vor Ort wird die entsprechende Versorgung der zu bergenden Person vorgenommen. Anschließend wird der Verunfallte in das Tal abtransportiert, das erfolgt entweder mit der Trage, zu Fuß oder mit dem Hubschrauber.
Wenn der Hubschrauber gebraucht wird, fliegt der mit dem Verletzten direkt ins Krankenhaus. Wenn der Geborgene ins Tal zurückgebracht werden kann, wird er dem Rettungsdienst übergeben, der sich um die weitere Versorgung des Verunfallten kümmert.
5. Nach dem Einsatz kommt die Mannschaft der Bergrettung zur Schlussbesprechung zum Sammelpunkt zurück. Danach wird per SMS das Einsatz-Ende verkündet.
Ausbildung zum Bergretter
Aber wie wird man nun eigentlich ein Bergretter?
Hannes Saugspier klärt auf:
Wie alt muss ich sein, damit ich mich als Bergretter bewerben kann?
Mindestalter 16 Jahre
Gibt es eine Aufnahmeprüfung?
Nein nicht unbedingt, man absolviert in der Ortsstelle ein Probejahr bevor man die Bergrettungskurse absolviert, in dieser Zeit kann das Ausbildungsteam feststellen, ob der oder diejenige geeignet ist.
Der oder die Anwärterin hat im Probejahr auch für sich selbst die Möglichkeit festzustellen, ob man als Bergretter/Bergretterin geeignet ist.
Wie lange dauert die Ausbildung als Bergretter?
Innerhalb von 4 Jahren müssen 4 Kurse absolviert werden (Erste Hilfe, Fels-Kurs, Winter-Kurs, Eis- Kurs). Alle Kurse sind sehr hochwertig und praxisbezogen.
Das restliche „Rüstzeug“ zum Bergretter/ zur Bergretterin bekommt man im Zuge von Einsätzen, Schulungen und Übungen in der Ortsstelle.
Welche Ausbildungen brauche ich, wenn ich zur Bergrettung gehen will und wie bewerbe ich mich für die Bergrettung?
Man benötigt vorab keine Ausbildung, es sollte eine Liebe zum Alpinismus und der Bergwelt vorhanden sein, man sollte gut Schifahren können (auch abseits von Pisten). Der oder die Anwärterin sollte natürlich keine Höhenangst haben und man sollte ein Teamplayer sein. Kameradschaft wird in der Bergrettung großgeschrieben.
Man setzt sich am besten mit dem zuständigen Ortsstellenleiter in Verbindung, so erhält man unverbindlich alle Informationen, die man benötigt.
Der Hund & die Bergrettung
„Hand in Hand“, das Motto gilt bei der Bergrettung auf jeden Fall. Dort kann man das Motto auch auf „Pfote in Hand“ umwälzen, denn der Hund und sein Hundeführer sind ein eingespieltes Team bei der Bergrettung. Die beiden trainieren das ganze Jahr bei Ausbildungen, Bergtouren, Sport und Spiel, um für den Ernstfall ausgezeichnet gerüstet zu sein.
Wir haben Markus Rettenwender über die Ausbildung zum Lawinen- und Suchhund & die Ausbildung zum Hundeführer befragt:
Welche Hunde sind für die Bergrettung geeignet und wie lange dauert die Ausbildung zum Lawinen- und Suchhund?
Der Golden Retriever, Border Collie, Labrador und Schäferhund finden oft ihren Einsatz bei der Bergrettung.
Die Ausbildung eines Bergrettungshund dauert ca. 5-6 Jahre und beginnt schon im Welpenalter. Ein Hund wird jedoch nie auslernen und wächst natürlich an jedem Einsatz.
In der Ortsstelle Hüttschlag gibt es die Golden Retriever Hündin Lilly als Bergrettungshund, Hundeführer ist Bergretter Franz Huttegger.
In der Ortsstelle Großarl gibt es 2 Hündinnen (Luna ein Schweizer Sennenhund & Akira ein Labrador-Retriever, Hundeführer ist Georg Hettegger.
Wie werde ich Hundeführer bei der Bergrettung?
Grundvoraussetzung für eine Hundeausbildung ist, dass der Hundeführer bereits eine abgeschlossene Bergretter-Ausbildung hat.
Natürlich hat auch die Liebe zum Hund oberste Priorität und man braucht viel Zeit und Geduld für die Ausbildung mit dem Vierbeiner.
Die Ausbildung beginnt in der Welpen-Schule und anschließend gibt es die verschiedenen Kurse (Welpenkurs =A-Kurs = Basiskurs, B-Kurs, C-Kurs, usw.), die absolviert werden müssen, damit der Hund gemeinsam mit seinem Bergretter einsatztauglich ist.
Förderer der Bergrettung werden
Wenn du Förderer bei der Bergrettung wirst, bist du automatisch für 1 Jahr weltweit gegen Bergungskosten für Berg- und Wassernot (bis zu € 25.000) versichert. Inkludiert sind auch Hilfeleistungen auf den Pisten und bei Flugsportarten (ausgenommen sind die Rückholkosten und Besteigungen von Bergen mit einer Höhe von über 6.000 hm).
Der Förderbetrag von derzeit € 32,00 enthält die Versicherungsprämie. Der Restbetrag wird zur Unterstützung der Organisation Bergrettung sowie für die Aus- und Fortbildungen und für die Ausrüstung der Bergretter verwendet.
Hier kannst du dich als neuer Förderer anmelden.
Veranstaltungen
Die Bergrettung im Großarltal organisiert als Verein immer wieder Veranstaltungen. Die Bergrettung Großarl veranstaltet zum Beispiel alle Jahre den Maskenball am Faschingsdienstag und die Bergrettung Hüttschlag veranstaltete dieses Jahr gemeinsam mit dem USV Hüttschlag das legendäre Hüttschlager Bierzelt am Pfingstwochenende.
Sonnwendfeuer – Berge in Flammen
Außerdem organisiert die Bergrettung Großarl & die Bergrettung Hüttschlag das bekannte Sonnwendfeuer im Großarltal am Samstag, 24.06.2023.
Mit den Fackeln werden Lichterketten und Symbole auf den Berggipfeln wie zum Beispiel dem Schuhflicker, Frauenkogel und Klingspitz gestaltet und entzündet.
Die Panoramabahn Großarltal ist für das Sonnwendfeuer auch am Abend in Betrieb, denn von der Laireiteralm kannst du die außergewöhnlichen Feuer besonders gut beobachten. Dazu erwartet dich Live-Musik und gutes Essen. Hier findest du nähere Informationen zu den Betriebszeiten der Panoramabahn am Tag der Sommersonnenwende.
Danke an die Bergrettung Großarltal
Zum Schluss möchten wir uns bei Hannes Saugspier und Markus Rettenwender für das informative Interview bedanken. DANKE vor allem für eure unglaubliche Arbeit bei der Bergrettung, die ihr gemeinsam mit euren Mannschaften leistet 😊
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