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Vogelbeer – Erntezeit

Die vergangenen Wochen standen wieder einmal ganz im Zeichen der Vogelbeer-Ernte. Heuer war ein extrem gutes „Vogelbeer-Jahr“, was darauf schließen lässt, dass die kommenden Jahre lustige werden ?, in denen die Beeren dann in verdelter Form als Schnaps nach 2 – 3 Jahre Reifezeit auf den Tisch kommen. Ich kann mich kaum erinnern, dass die Bäume je so viele Beeren getragen haben. Die Äste mancher Vogelbeerstauden haben sich bis zum Boden gebogen.

Vogelbeer-Staude – üppig voll mit Beeren, die Äste biegen sich bis zum Boden

Die erste Herausforderung ist es, den richtigen Zeitpunkt für die Ernte zu bestimmen und zu erkennen, wann die Früchte voll reif sind. In der Natur erkennt man das am besten daran, dass die Vögel beginnen, sie zu stibitzen. Der Profi nimmt natürlich ein Refraktometer zur Hand und bestimmt damit den Zuckergehalt der Beeren. Aber auch das ist nicht so einfach. Es gibt nämlich viele verschiedene Sorten. Während die einen vom Zuckergehalt schon perfekt sind, haben andere Sorte geradewegs erst mal die Hälfte des gewünschten Wertes.

Vollreife Vogelbeeren

Dann geht es ans Pflücken. Keine leichte Aufgabe, da die meisten Bäume recht hoch sind. Durch ihre biegsamen Äste ist es nicht immer leicht, die Leitern richtig zu positionieren. Dafür lassen sich die Äste dann aber mittels eines langen Stocks meist gut heranziehen, damit man auch die Beeren an den Enden zu greifen bekommt. Erst mal gepflückt, müssen die Beeren dann von den Stielen und Blättern getrennt und schließlich gequetscht und eingemaischt werden. Viele Arbeitsschritte sind also nötig, bis am Ende der edle Brand herauskommt. Gerade mal 5 – 6 Liter edelsten Schnaps bekommt man aus 200 Litern säuberlich eingemaischter Beeren. Das erklärt letztlich auch den Preis von rund 100 – 120 Euro pro Liter und mal ganz ehrlich: Wenn man wirklich die ganze Arbeitszeit rechnen würde, müsste er noch viel mehr kosten. Was man sonst noch aus den Vogelbeeren machen kann und wie gesund sie sind, können Sie übrigens im Buch “G´sund und Guat” von Walter Mooslechner nachlesen.

Vollreife Vogelbeeren

Vom Pflücken bis zur Maische ist es ein langer Weg

Ich habe die letzten beiden Wochen auch fleißig gepflückt und darf euch die einzelnen Arbeitsschritte bis zum Einmaischen kurz erläutern:

Nach dem Pflücken werden die Beeren von den Stielen getrennt. Echte Profis haben dazu eine Abrebelmaschine. Wir machen das aber händisch und reiben die Beeren durch ein Gitter. Die Beeren fallen runter, die Stiele bleiben übrig.

Mit Hilfe eines solchen Gitters werden die Beeren abgerebelt.

Dann kommen die Beeren mitsamt der Blätter in eine alte Windmühle. Die schweren Beeren fallen runter, die leichten Blätter werden einfach weggeblasen. Übrig bleiben die sauberen, gereinigten Beeren. Neuerdings nutzen die Bauern dazu zum Teil auch die Heubläser.

Alt, aber gut. Reinigung mittels Windmühle.
Unten kommen bei der Windmühle die sauberen Beeren raus.

Die sauberen Vogelbeeren werden dann noch unter Zuhilfenahme einer Obstmühle gequetscht und in große, ca. 200 Liter fassende Fässer eingemaischt. Darin bleiben sie jetzt mal zum Vergären. Dieser Prozess dauert einige Wochen und hängt von diversen Faktoren wie Temperatur, Zuckergehalt, etc. ab. Damit ist der aktuelle Teil der jetztigen Arbeiten für´s erste auch schon abgeschlossen. Wie es weitergeht, lesen Sie zu einem späteren Zeitpunkt.

Bis dahin hier vorweg schon mal ein kleiner Auszug aus dem Vogelbeer-Vokabular von uns Einheimischen, damit Sie wissen, wovon wir reden, wenn wir nachstehende Ausdrücke in den Mund nehmen:

Kleines Vogelbeer-ABC

Vogei = Kurzform für Vogelbeerschnaps. Aber auch: kleiner Vogel
Veglbeebam = Vogelbeerbaum (= Eberesche)
Veglbeestauan = kleiner Vogelbeerbaum mit staudenförmigem Wuchs
brockn = pflücken
eiboassn = einmaischen
Boaßfassl = Maischfass
(Ausziach-)Loata = (Auszieh-)Leiter
Hagl = Stock mit vorne einem Hacken zum Heranziehen der Äste
Windmih = Windmühle
Brennzoig = Brenngerät
Buddei = Schnapsglas 1/16 l Liter (= 6,25 cl)
Stampei = Schnapsglas 2 cl

4 Antworten auf Vogelbeer – Erntezeit

  • Servus Herr Wirnsberger, grias di Tom – ( sobald wir uns wieder über 1000 hm im Gebirg begegnen ) ! wieder mal ein sehr aufschlußreicher und schön bebilderter Artikel. Aber eine Frage aus unerfahrenem Mund ? Es heisst doch, die Vogelbeere wäre giftig ! ? ! ? Ist dies dann die berauschende Wirkung ? oder eine falsche Überlieferung.- oder nur das vorgeschobene Argument der Erzeuger, daß sie ihr hart erarbeitetes “Schnapsei” nicht weiter unter die fremden Leut bringen müssen und selber geniessen können ! Bitte um Aufklärung oder Hinweis auf einschlägige Lektüre.
    da Hartei aus Minga

  • Zitat Wikipedia:
    Auch wenn sich im Volksglauben hartnäckig das Gerücht hält, die Früchte seien giftig, ist dies nicht richtig. Allerdings enthalten die Beeren Parasorbinsäure, die zu Magenproblemen führen kann. Durch Kochen wird die Parasorbinsäure zu Sorbinsäure abgebaut, die gut verträglich ist.[28] Gekochte Beeren können daher auch in größeren Mengen gegessen werden. Tatsächlich waren Vogelbeeren aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts (bis zu 100 mg pro 100 g Beeren, das beim Kochen um etwa ein Drittel abgebaut wird) früher ein wichtiges Mittel gegen Skorbut.[29] Sie enthalten außerdem Provitamin A und Sorbit, einen Zuckeraustauschstoff.[30] Aus der Sorbose der Vogelbeeren wurde das Sorbit, ein Zuckerersatz für Diabetiker, gewonnen. Sorbit wird heute industriell durch Reduktion von Traubenzucker (Glukose) mit Wasserstoff hergestellt.

    Im Destillat ist sicher auch keine Parasorbinsäure mehr.

  • Thomas Wirnsperger

    Servus Hartei!
    Gerhard Kaiser hat deine Frage bereits perfekt beantwortet. Danke an dieser Stelle an Gerhard Kaiser. Es ist in der Tat so, dass es bei den Vogelbeeren viele verschiedene Sorten gibt, diese unterschiedlich viel von der Parasorbinsäure enthalten und deshalb bei rohem Verzehr zu Verdauungsproblemen führen können. Werden die Beeren gefroren oder gekocht, verlieren sie diese und sind gut verträglich. Zudem sind sie auch oft sehr herb/bitter. Überwiegend wird die Beere zu Schnaps verarbeitet. Man verwendet sie aber auch gerne für eine besondere Art Marmelade (“Voglbeersoisn”), die ähnlich wie Preisbeermarmelade (“Grangnsoisn”) hervorragend zu Wildgerichten schmeckt.
    LG Thomas

  • Danke für die ausführliche Aufklärung. Da schmeckt mir ja das dann beim nächsten Aufenthalt bei Euch angebotene “Schnapsei” umso besser !

Hinweis
Sie befinden sich im Blog vom Tourismusverband Großarltal. Ältere Beiträge finden Sie in unserem Blogarchiv auf www.blogarchiv.at.

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