Schlafen, Essen & die Natur genießen
Für mich, und vielleicht auch viele von euch, klingt das nach einem äußerst gemütlichen Wochenende. Auch für die meisten Wildtiere, die bei uns leben, wäre das die ideale Beschäftigung an einem kalten Wintertag. Aber leider sieht die Wahrheit oft ganz anders aus.
Es hat einige Tage geschneit. Es ist kalt. Endlich kommen wieder die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Das Reh macht sich auf den Weg zur nächsten Wildfütterung. Und es ist auch höchste Zeit. Denn die letzten Tage haben viel Energie gekostet. Jetzt heißt es noch einmal durchbeißen und sich durch den Tiefschnee kämpfen.
Die letzten Tage mit Tee, gutem Essen und auf der Couch waren wirklich gemütlich. Jetzt ist es aber wieder Zeit für frische Luft und Natur pur. Der Rucksack wird gepackt, die Tourenski ins Auto geladen und schon geht es los.
Das Reh hat noch einen anstrengenden Weg vor sich. Erst geht es durch das Waldstück, hier liegt zum Glück nicht so viel Schnee und es kommt gut voran. Jetzt geht es weiter über die Lichtung, hier wird es schon schwieriger. Jeder von uns, der schonmal versucht hat ganz ohne Ski oder Schneeschuhe durch den hohen Schnee zu stapfen weiß, wie anstrengenden das sein kann. Doch es ist die einzige Möglichkeit, um irgendwie zur Futterstelle zu kommen. Also los geht’s. Ein Schritt nach dem anderen. Einatmen – Ausatmen. Ruhig bleiben, um so wenig Energie wie möglich zu verschwenden.
Endlich wieder draußen. Die Sonne strahlt am Himmel und die beiden Tourengeher machen sich auf den Weg zum Gipfel. Hintereinander bahnen Sie sich den Weg durch den tiefen Schnee und besprechen die Ereignisse der letzten Tage. Ein Schritt nach dem anderen. Einatmen – Ausatmen. Ruhig bleiben, um so weit wie möglich nach oben zu kommen.
Was ist das? Leise Stimmen. Sie werden langsam lauter. Woher kommen sie? Das Reh erstarrt und versucht die Situation einzuordnen. Das Herz schlägt schneller und der Körper bereitet sich auf eine Flucht vor.
Hier biegen wir links ab, beschließen die beiden Tourengeher. Da geht der schnellste Weg hinauf. Hoffentlich sind nicht schon zu viele Leute unterwegs und wir haben unsere Ruhe, wünschen sich die beiden. Sie kommen schnell voran. Die frische Luft tut gut und sie freuen sich, dass der Gipfel nicht mehr weit entfernt ist.
Die Stimmen werden wieder leiser, ganz langsam kann auch das Reh seinen Weg wieder fortsetzen. Nach diesem Schock, bleibt aber die Aufregung. Das Reh schaut sich immer wieder um und lauscht, ob nicht doch noch irgendwo Gefahr droht.
Endlich oben – jetzt eine kurze Pause und dann die erste Spur in den traumhaften Pulverschnee ziehen. Mit Jubeln und Lachen geht es bei den perfekten Bedingungen über den Tiefschneehang hinunter.
Es geht weiter – Schritt für Schritt – Atemzug für Atemzug. Jetzt ist es nicht mehr weit. Bald ist es geschafft. Nur noch ein paar Meter, dann ist die Fütterung endlich zu sehen. Plötzlich ist wieder ein Geräusch zu hören. Ein Lachen. Ein Jubeln. Es kommt immer näher. Keine Zeit mehr zum Abschätzen der Gefahr. Die Geräusche werden lauter. Jetzt muss es schnell gehen. Das Herz rast, die letzte Kraft wird gebündelt für die hektischen Sprünge durch den tiefen Schnee. Schnell hinein in das schützende Waldstück.
Was für ein traumhafter Tag! Draußen in der Natur ist es doch immer am Schönsten! Da sind sich die Tourengeher auf jeden Fall einig. Eigentlich ist das Reh auch der gleichen Meinung. Aber wir wissen leider nicht, wie es ihm nach der Flucht gegangen ist. Vielleicht hat es die Fütterung erreicht. Vielleicht aber auch nicht mehr.
Was für uns ein traumhafter Tag ist, kann für Wildtiere Lebensgefahr oder sogar den Tod bedeuten. Mit dieser Geschichte will ich nicht sagen, dass alle Tourengeher die Wildtiere beunruhigen und stören. Bewegung in der Natur ist gesund und tut uns vor allem in dieser Zeit besonders gut.
Aber bitte nehmt Rücksicht und plant eure Touren gut. Informiert euch über die Ruhezonen und verhaltet euch im Wald und am Berg ruhig und respektvoll den anderen Lebewesen gegenüber. Beachtet Informations-Schilder – die stehen nicht umsonst da. Dann werden solche Tage zu traumhaften Wintertagen für uns und für die Wildtiere.
Hier gibt es noch einmal einen Einblick in den Winter der Wildtiere:
Liebe Anna,
das trifft natürlich nicht nur auf Tourengeher zu, das Problem haben wir auch wo Abfahrten durch den Wald fürhen. Der Schifahrer der mit offenen Augen unterwegs ist, sieht auch in solchen Abschnitten Wildspuren ohne Ende.
Um so wichtiger ist es natürlich, dass das Wild in den *noch* vorhandenen Rückzugsgebieten seine Ruhe hat.
Wild ist aber auch schlau und lernfähig und weiß wann wirklich Gefahr droht.
Wen das interessiert, dem empfehle ich das Buch Tatort Wald. (s. Link)
https://www.forstpraxis.de/buchbesprechung-tatort-wald/
Beste Grüße
M. Unsöld
** diese werden ja mit Euerem geplanten Projekt auch wieder kleiner
Bravo, Anna!! Besser kann man die Notwendigkeit von Rücksichtnahme beim Naturnutz (in diesem Fall: Tourengehen/Freeriden) kaum darstellen. Noch viele schöne Abfahrten wünsche ich Dir, und Empathie und Respekt allen, die im Tourenparadies Großarltal unterwegs sind (hoffentlich ich auch bald mal wieder, Seufz!!)!
Heinz