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Wie wird der Winter?

Als ich jetzt meinen Haus- und Hofmetereologen Bergbauer Rupert getroffen habe  – in nötiger räumlicher Distanz wie es sich aufgrund der aktuellen Lage ziemt natürlich – war er gerade dabei Holz zu hacken. Kraft meiner Kombinationsgabe war mir klar, dass wohl ein tiefer Winter bevorstehen muss, wenn Rupert jetzt schon Brennholz nachrichtet. Mein Traum platzte spätestens dann, als Rupert feststellte, dass dieses Holz nicht für diesen sondern bereits für den nächsten Winter sei. Kräftig unter die Arme gegriffen wurde Rupert bei seiner Holzarbeit von Sohn Paul, der auch einmal in die meteorologischen Fußstapfen seines Vaters treten will. Ich konnte Paul auch die Aussage entlocken, dass der Jänner kalt wird. Begründung wird nachgeliefert.

Mein Leibwetterprophet Bergbauer Rupert bereitet Brennholz für den Winter vor
Mein Leibwetterprophet Bergbauer Rupert bereitet Brennholz für den Winter vor, die Mindestabstände bleiben gezwungenermaßen gewahrt.

Der Erfahrungsschatz von Rupert in der Wetterbeobachtung reicht über Jahrzehnte zurück. Zum Aufwärmen steigt er in eine Analyse des Novembers ein. Diese besagt, dass es schon wärmere November gab als den heurigen. Dieser Feststellung konnte ich auch ohne näherer Wetterküchen-Kenntnisse getrost beipflichten, war mir letztendlich aber doch etwas zu wenig weit in die Zukunft ragend.

Vorher sprach Rupert aber noch ein anderes Thema an, das ihn offensichtlich berührte. Nämlich warum ich vor Beginn des letzten Winters nicht vorbeigekommen bin um die Wintervorhersage abzufragen. Ich konnte ihm versichern, dass ich zum Wetterthema ausschließlich seiner Expertise vertraue, ich war damals in einer mittelmäßigen Schreibblockade und hab die Geschichte einmal vorüberziehen lassen. Es käme für mich auch keinesfalls in Betracht sich seines Mitbewerbs zu bedienen. Und Rupert konnte zu dieser Thematik die Beobachtung  beisteuern, dass ihm die etwas schlechte Presse für einen Kollegen seines Fachs aufgrund einer angeblich recht mageren Trefferquote von 30 % nicht entgangen ist. Ich hingegen kann aus Überzeugung feststellen, dass die Vorhersage vom Rupert eine Zutreffenswahrscheinlichkeit von mindestens 50 % hat. Es kommt genauso wie von ihm vorhergesagt oder eben ganz anders.

Königskerze auf der Viehhausalm mit einer Rekordhöhe von 2,20 Meter - so viel Schnee soll es auch geben
Königskerze auf der Viehhausalm mit einer Rekordhöhe von 2,20 Metern – so viel Schnee soll es auch geben

Nun geht es aber ins Eingemachte. Bei der Vorhersage für 2020/21 tritt einiges widersprüchliche zu Tage, schickt mein Wetterprophet voraus. Die Anzeichen für den Winter sind nicht ganz klar fährt Rupert fort. Während der Planet in dem das Jahr steht zu einem eher schwachen Winter neigt, gibt es im Gegensatz dazu in der Naturbeobachtung überwiegende Anzeichen die auf einen überdurchschnittlichen Winter hindeuten. Hier wäre die Brennessel hervorzustreichen, die irrsinnig „long gwen sand und toi an Schnei bedeitn“ (sie waren äußerst hochgewachsen und das bedeutet ziemliches an Schnee). Die Königskerze – ein sehr gebräuchlicher Winteranzeiger in unserer Gegend – ist ebenfalls ausgeschossen wie kaum zuvor. Im Bereich der Viehhausalm gibt es eine, die ist überhaupt bis unter das Dach eines Viehunterstandes gewachsen. Ich hab sie dann auch aufgesucht um das behauptete zu dokumentieren; so eine Stange mit 2,2 Metern kommt mir vor hab ich auch noch nie gesehen. Das würde auf enorme Schneehöhen hindeuten.

Ihre Nadeln schon ziemlich abgeworfen haben jetzt auch die Lärchen, die Lärchennadeln gehören nach alter Weisheit nämlich unter den Schnee, wenn sie auf den Schnee fallen würde die Natur dazu neigen es immer wieder aper werden zu lassen. Dieser Baum ließe damit eine dauerhafte Schneedecke ab sofort zu.

Lärchenbestand Promaualm - die Nadeln sind abgeworfen, der Schneedecke soll das Dauerhaftigkeit verleihen
Lärchenbestand in der Promaualm – die Nadeln sind abgeworfen, der Schneedecke soll das Dauerhaftigkeit verleihen

Zwischendurch gleitet Rupert einmal kurz in das medizinisch-wissenschaftliche ab. Er stellt nämlich fest, dass er glaubt, dass es über einer Seehöhe von 1.000 Metern – wahrscheinlich ähnlich dem Entfall des siezens – kein Corona mehr gibt. Sein Hof liegt schon auf über 1.200 Metern. Wär mir natürlich äußerst recht wenn dies so wäre, würde es doch schlagartig einige meiner derzeitigen Sorgen gegenstandslos machen. Ich würde meinem Leibwetterpropheten – oder sagen wir besser seinem Schelm in ihm – bei aller Wertschätzung aber zutrauen, dass seine gerade geäußerte These nur strategischer Natur sein könnte um den Abstand zu meiner Begleiterin verringern zu können. Wir wenden uns daher besser gleich wieder dem zu wovon er richtig was versteht, nämlich weiteren Winterzeichen. Das Verhalten der Pflanzenwelt ermutigt den Liftler in mir, wie schaut es aber mit der Tierwelt aus?

Bei den „Viechern“ (Tiere) kann man nicht alles ablesen stellt Rupert fest. Am Beispiel der Kühe ist es zwar so, wenn sie am Abend einfach nicht und nicht in den Stall gehen wollen, dass das Wetter dann schlecht wird. Wenn sie hingegen „recht zua‘atrochten“ (ihrem Willen bald in den Stall zu gehen kräftig Ausdruck verleihen) bleibt das Wetter schön. Für den Winter ist diese Regel allerdings unbrauchbar, weil die Kühe ohnehin durchgehend im Stall sind. Ich wollte Ihnen dieses interessante Wissen trotzdem nicht vorenthalten – kommt ja wieder einmal ein Almsommer wo man Gelegenheit hat, das selbst zu beobachten. Wenn es nach den Fliegen geht käme heuer wenig Schnee, Rupert hat nämlich sehr wenig gesehen (kann sein, dass es in der Gegend bei mir mehr schneit, ich hab nämlich schon viele gesehen). Auch Wespen waren wenig, das geht ebenfalls in Richtung Fliegentheorie und verheißt wenig an weiße Pracht. „Ferscht“ – also voriges Jahr – waren im Gegensatz dazu unartig viel „Wapsen“ (Wespen). In den Höhenlagen war voriges Jahr folglich auch eher überdurchschnittlich Schnee, lediglich in den Tallagen weniger, weil es hier öfters geregnet hat. Diese Wespen- und Fliegengeschichte  sollten wir, auch weil es unterschiedliche Wahrnehmungen gab, nicht überbewerten.

Der ewige Kampf in der Natur. Die Butterblume ist eigentlich eine Frühlingsblume, versucht sich aber hier sogar Ende November noch gegen den Winter zu behaupten.
Der ewige Kampf in der Natur. Die Butterblume ist eigentlich eine Frühlingsblume, versucht sich aber hier am Wetterkreuzsattel sogar Ende November noch gegen den herannahenden Winter zu behaupten.

Wenn wir diese Prognose jetzt auf einen Nenner bringen wollen, so kommt ein eher durchschnittlicher – ein anderer Experte aus der Naturbeobachterriege nannte es “etwas gschlamperter“ – Winter heraus. Für die zeitliche Schiene würde das laut Rupert bedeuten, dass es im

  • Dezember zwar Schnee abgibt, der Monat owa eher auf der zäheren Seite liegt.
  • Im Jänner dann viel Schnee nach gewissen „Dings“.
  • Februar stabiler und das Wetter wäre in diesem Monat mehr auf der schönen Seite.
  • Im März würde sich das ähnlich fortsetzen bevor es wieder
  • Schneefälle gibt die bis in den April reichen.

Alles in allem soll eine Wintersaison herauskommen die zwar nicht der Oberbrüller ist, sondern eher von der durchschnittlichen Sorte wo wir Wintertouristiker auch nicht verhungern müssen. Zumindest nicht des Wetters wegen.

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2 Antworten auf Wie wird der Winter?

  • Danke den Propheten für diese tiefgreifende Analyse:-:) und wiedereinmal äußerst unterhaltsam geschrieben! Lg Brigitte

  • Ein wirklich schöner Text; ich freue mich so, wenn wir wieder nach Grossarl reisen dürfen!
    Egal bei welchem Wetter…..

Hinweis
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