Gedanken zum Almsommer 2020
Griaß eich! Zu allererst darf ich mich kurz vorstellen. Ich heiße Bettina Huber, bin Landwirtin am Prommegghof in Großarl, da bin ich auch aufgewachsen. Im Sommer darf ich auf unserer Filzmoosalm Sennerin sein, mit dabei natürlich mein Mann Manfred und meine Tochter Magdalena. Wir schätzen unsere Natur, das Ursprüngliche und das Traditionelle. Gerne berichten wir hier nun ab und zu über unseren Alltag, unsere Erlebnisse – denn auf unseren Almen liegt Freud und Leid oft nah beisammen.
Soll es das gewesen sein?

Noch liegt Schnee auf den Bergen und unsere Almen sind noch teilweise verschneit. Wie jedes Jahr Mitte April beginne ich voller Vorfreude und Elan mit der Käseproduktion. Mein Käse braucht ca. sechs Wochen zum Reifen, dann kann ich euch Anfang Juni voller Stolz meine selbstgemachten Produkte servieren. Doch heuer, ja heuer ist ein wenig Wehmut mit dabei. Warum habe ich dieses Gefühl? Wo ich doch immer so positiv an den Almsommer heran gegangen bin. Ist es die Unsicherheit, die uns heuer erwartet? Wie wird es werden? Können wir den Almsommer 2020 pünktlich einläuten? Dürfen wir Wanderer begrüßen und bewirten? So viele Fragen während ich die Milch für den Käse erhitze …


Hörst du die Kuhglocken, siehst du die grünen Wiesen und die hohen Berge? Ein wenig schwelge ich in Erinnerungen der letzten Almsommer und da ist er, der Moment, wo ich erkenne, dass meine Alm für mich so viel mehr ist als nur ein Standbein für den Hof, mehr als eine Einnahmequelle. Es ist ein Stück Heimat, mein Zuhause.

Die Alm ist mein Zuhause.
Mein Zuhause, das Generationen vor mir in mühevoller Arbeit geschaffen haben. Generationen, die Haus und Hof und den Tourismus im Tal der Almen aufgebaut haben. Und ich? Habe ich dies jemals wertgeschätzt? Habe ich meine Wanderer wertgeschätzt? Ehrlich gesagt nicht immer, bemüht habe ich mich um jeden einzelnen, aber es war einfach selbstverständlich, dass sie da waren. Gäste gehören für mich seit Kindertagen einfach mit dazu.


Für mich ist es an der Zeit jeden einzelnen Wanderer wertzuschätzen, egal ob Gast oder Einheimisch, ob „hiesig“ oder „dausig“. Nichts als selbstverständlich hinzunehmen. Danke für eure Wertschätzung unserer Natur, für meine sieben reinrassigen Pinzgauer Kühe und für meine selbstgemachten regionalen Produkte. Danke für eure Wertschätzung an uns als Familie, Almbauer und Landwirt.

Doch soll es das jetzt gewesen sein? Wo meine Großeltern, Eltern und jetzt wir so hart daran gearbeitet haben. Ich liebe das Ursprüngliche, Regionale, die Natur und das Traditionelle doch muss auch ich einen Schritt zurückgehen, um wieder über den Tellerrand sehen zu können?

Es wird anders. Wie, wird uns keiner sagen können. Aber eins kann ich euch mit Gewissheit versprechen, wir werden wieder auf unsere Almen ziehen. Denn unsere Kühe, Kälber und Ziegen bekommen von all dem nichts mit und haben sich einen Almsommer wohlverdient. Und eines weis ich auch ganz genau: Den Kopf lassen wir nicht hängen, sonst hätten wir doch gar nicht erst mit der Käseproduktion begonnen.

Allen Almbauern, Senner/-innen und Hirten wünsche ich für den kommenden Almsommer an FRIED, an REIM und an GSUND. Danke an die Generationen vor mir für unsere schönen Almen!
Eure Bettina von der Filzmoosalm