Gipfelsieg & Hochgenuss
Eigentlich ist es normal, sich am Gipfel einen edlen Tropfen zu genehmigen. In der Regel ein kleiner Schluck „Vogei“ oder „Enzian“ aus dem Flachmann. Diesmal kam es anders. Aber erstmal der Reihe nach:
Es war an einem der letzten Augusttage. Einmal mehr – wenn auch nicht oft in diesem Sommer – zog mich der Job hinauf in die Berge. Ein altes Versprechen war einzulösen. Sonnenschein bis Mittag, danach Eintrübung und Regen, so lautete die Prognose. Also machten wir uns zeitig auf den Weg. Wir, das waren in dem Fall Michael H., Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten und meine Wenigkeit. Aufgrund des nicht so stabilen Wetters starteten wir unsere Tour bereits etwas höher, etwas unterhalb der Bachalm. Diese war bald erreicht und im morgendlichen Schatten stiegen wir zügig auf vorbei an einem kleinen Tümpel und unzähligen Lärchen bis ins Frauenkar. Rund ein Dutzend kleiner Lacken zieren dort die Landschaft. Einige von ihnen waren heuer völlig ausgetrocknet, andere wiederum sind zwar da, aber viel kleiner als gewohnt. Kurze Rast und Fotopause war angesagt.
Frisch gestärkt ging es nun hinauf auf den Frauenkogel, wo wir einige Einheimische trafen. Schön ist es dort oben und der Blick von oben runter ist noch viel, viel schöner als jener von unten nach oben. Schließlich habe ich den Gipfel vom Tal aus ja täglich im Blick, zumal er das Ortsbild von Großarl mit seinem pyramidenförmigen Gipfel in Richtung Süden wesentlich prägt. Nach nochmals kurzer Rast ging es hinüber zum Gamskarkogel. Ob das Wetter hält? Dunkle Wolken über den Hohen Tauern ließen nichts Gutes ahnen. Wir versuchten es trotzdem, zu groß waren der Hunger und die Vorfreude auf eine warme Mahlzeit. Und im Norden war´s ja noch schön.
In rund einer halben Stunde waren wir am Gamskarkogel und Hüttenwirt Gottfried begrüßte uns herzlich. Nachdem er uns heuer unten im Tal beim Feuerwehrfest besucht hatte war es an mir, ihn wieder mal oben auf seiner Hütte „aufzusuchen“ wie wir hier sagen. “Linseneintopf und heiße Krainer gibt´s heut!” – so der Tipp des Hüttenwirtes. Die mussten wir natürlich probieren. “Und mögt´s a guat´s Glaserl steirischen Wein dazua?”, fragte uns Gottfried weiter. Das konnten wir natürlich nicht ausschlagen, schließlich wusste ich von früheren Besuchen, dass er einen gut bestückten Weinkeller hat. Und überhaupt legt der Gottfried Wert auf Regionalität. Alles was es im Pongau zu kaufen gibt, bezieht er von heimischen Produzenten. Und bei den übrigen Dingen setzt er auf Qualität aus seiner steirischen Heimat. Und das ist gut so. Also genossen wir ein Glaserl Sauvignon blanc vom Weingut Tement und dann noch einen gelben Muskateller. Und das auf immerhin 2.467 Metern. Hochgenuss im wahrsten Sinne des Wortes.
Und während wir so saßen und uns gut unterhielten, kam sogar nochmals die Sonne für einen kurzen Augenblick durch die Wolken. Meine Chance für ein sonniges Gipfelbild und einige Bergpanoramen. Ist schon erstaunlich, wie dieser heiße Sommer den Gletschern zugesetzt hat. Da kommt eine ganz neue Welt zum Vorschein.
Danach ging´s zurück auf den Frauenkogel und über den zwar nicht markierten, von den Einheimischen aber immer wieder gerne begangenen Nordgrat talwärts. Unten am Eingang in das Frauenkar schloss sich der Keis und wir stiegen weiter ab zur Bachalm. Gerade als wir unsere Rucksäcke ablegten, fielen die ersten Regentropfen. Perfektes Timing. Da schmeckten Kaffe und Kuchen gleich nochmals so gut.
Was tut der Hütte und Besuchern gut: Gottfried, der (jetzt schon nicht mehr ganz so) neue Pächter!!
Schade, dass wir ihn diesen Sommer nicht besuchen konnten.